Chamäleons – Drachen unserer Zeit
Von: Schmidt, W., K. Tamm & E. Wallikewitz
Schmidt, W., K. Tamm & E. Wallikewitz (1996): Chamäleons – Drachen unserer Zeit. – 2. Auflage, Natur und Tier - Verlag, Münster; 160 S., Paperback, 124 Farbabb., 16 S/W-Abb. und 6 S/W- Zeichnungen, ISBN 3-931587-03-7, €.
Das Buch “Chamäleons – Drachen unserer Zeit” ist mit einem Preis von 48,00 DM im unteren Preissegment angesiedelt. Dennoch bietet es dem Leser eine für ein Buch dieser Preislage nicht selbstverständliche Anzahl von Farbabbildungen. Die Klebebindung des Werkes ist von guter Qualität, für eine weitere Auflage wäre jedoch ein Hardcover wünschenswert.
Die Autoren beleuchten auf 160 Seiten alle Aspekte, die für eine erfolgreiche Haltung und Zucht von Chamäleons von Bedeutung sind. Das Buch ist in die drei Kapitel “Allgemeines”, “Terrarienhaltung” und “Artenbeschreibung” gegliedert. Im Anhang findet sich ein Literaturverzeichnis mit immerhin 144 Zitaten, ein Fachwortregister sowie ein Artenregister. Die beiden ersten Kapitel umfassen mit 46 Seiten weniger als ein Drittel des Gesamtumfanges des Buches. Besonders das Kapitel Terrarienhaltung ist mit nur 16 Seiten eindeutig zu kurz geraten. Enttäuschend ist im Gegensatz zu den Farbabbildungen die Reproduktionsqualität einiger S/W-Abbildungen. Hier sind vor allem die Bilder auf den Seiten 26, 34 und 39 zu nennen. Erfreulich ist die geringe Fehlerdichte. Auf einen der wichtigsten Fehler sei hier hingewiesen: Die Art oustaleti wird in die Gattung Furcifer und nicht wie auf Seite 41 zu Calumma gestellt. Die auf Seite 45 abgebildete Methode, ein Chamäleon zu tränken, halte ich für gefährlich, da die Gefahr bei einem drohenden Tier besteht, dass das Wasser nicht in die Speise-, sondern in die Luftröhre gerät.
Das Kapitel “Artenbeschreibungen” dominiert das Buch eindeutig. Es wird eine Auswahl von 99 Arten der Familie Chamaeleonidae vorgestellt. Grundsätzlich fällt hier auf, dass bei den Angaben zur Pflege und Vermehrung häufig keine Quellenangaben gemacht werden. Selbst bei eigenen unveröffentlichten Beobachtungen sollte dies vermerkt werden. Auf Seite 91 ist das abgebildete Tier fälschlich als Chamaeleo gracilis bezeichnet (es handelt sich wahrscheinlich um C. dilepis roperi).
Besonders gut finde ich den Hinweis im letzten Absatz der Artbeschreibung von Chamaeleo quilensis: Hier weisen die Autoren explizit darauf hin, dass die Ansprüche der Tiere an die Haltungsbedingungen je nach geographischer Herkunft der Tiere variieren können. Die im Artenteil als valide angesehene Art Brookesia legendrei wird seit 1995 in die Synonymie von Brookesia ebenaui gestellt.
Im Anhang findet man neben einem Literaturverzeichnis noch ein Fachwortregister und ein Register der im Buch behandelten Arten. Im Fachwortregister ist der Begriff Hemipenis nicht vollständig erklärt. Es handelt sich nicht nur um das Kopulationsorgan der Echsen, das Organ ist für alle Schuppenkriechtiere (Squamata) charakteristisch. Eine Liste aller bekannten Chamäleonarten fehlt.
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass das Buch “Chamäleons – Drachen unserer Zeit” aufgrund der etwas kurz geratenen allgemeinen Ausführungen zur Haltung und Vermehrung sicherlich nicht für den blutigen Anfänger in der Chamäleonpflege zu empfehlen ist. Trotzdem nimmt das Buch einen festen Platz in der Chamäleonliteratur ein und sollte in keiner Bibliothek fehlen.
Nicolá Lutzmann
Publiziert in: DRACO, 1 (1), 1: 86